Lassen wir uns nicht für dumm verkaufen!
Die Ferien sind zu Ende, der Abstimmungskampf über die Altersvorsorge 2020 ist lanciert.
Der Ausgang ist offen.
Die Gewerkschaften engagieren sich zusammen mit allen anderen nationalen
Organisationen der Arbeitnehmenden für ein doppeltes Ja. Dieses geeinte
Engagement ist dringend notwendig, denn die Stimmbürgerinnen und
Stimmbürger sehen sich mit einem grossen Verwirrspiel konfrontiert.
Auch die Gegner bestreiten nicht, dass die AHV Mehreinnahmen braucht.
Aber statt der bescheidenen Zusatzfinanzierung über die Mehrwertsteuer
zuzustimmen, propagieren sie ein Nein - um damit endlich einen Hebel für
einen Leistungsabbau in die Hand zu bekommen, für den sie bisher keine
Mehrheiten fanden.
Für eine Sozialversicherung ist Schuldenwirtschaft Gift. Das haben wir
bei der Invalidenversicherung erlebt. Die AHV ist so solide finanziert
wie keine andere Sozialversicherung. Bis jetzt. Seit 1975 bezahlen wir
die gleichen Lohnbeiträge, obwohl sich die Zahl der Rentnerinnen und
Rentner in dieser Zeit mehr als verdoppelt hat. Nur einmal, vor 20
Jahren, brauchte es ein zusätzliches Mehrwertsteuerprozent.
Und jetzt sind wieder 0,6 Mehrwertsteuerprozent fällig. So billig wie
jetzt ist die AHV-Finanzierung nie wieder zu haben. Die Hälfte davon,
0,3%, werden wir im Portemonnaie nicht einmal spüren. Denn wir zahlen
sie schon heute. Bei einem Nein sind diese 0,3% für die AHV verloren. Es
geht dabei um mehr als eine Milliarde Franken.
Für die Zukunft gesichert ist die AHV aber nur, wenn auch der andere
Teil der Vorlage das Volksmehr schafft: Die Revision der AHV und des
Pensionskassengesetzes, also die Rentenreform Altersvorsorge 2020.
Nicht wenigen macht die Heraufsetzung des Frauenrentenalters auf 65
Jahre Bauchweh. Verständlich. Aber: Unter dem Strich, alles zusammen
gerechnet, ist die Vorlage klar positiv. Erstmals seit Jahrzehnten
werden die AHV-Renten wieder verbessert. 840 Franken pro Jahr für die
Alleinstehenden und über 2700 Franken für die Mehrheit der Ehepaare. Das
sind Verbesserungen, die in den Haushaltsbudgets gerade der Leute mit
tieferen Einkommen ins Gewicht fallen. Auch die Verbesserungen für die
Teilzeitbeschäftigten und die älteren Arbeitnehmenden lassen sich sehen.
Die kommenden sechs Wochen sind für die Zukunft unserer Renten
entscheidend. Und wegweisend für die Zukunft der AHV, dieses Herzstück
des Schweizer Sozialstaats. Wir haben es in der Hand, den
Abstimmungskampf zu gewinnen. Gegen jene, die uns für dumm verkaufen
möchten, indem sie die Jungen gegen die Alten auszuspielen versuchen.
Freundliche Grüsse
Paul Rechsteiner
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